Thomas Clamor - von 2010 bis 2012 Chefdirigent der Sächsischen Bläserphilharmonie

Klangvolle Geschichte

die sächsische bläserphilharmonie

Ein Blick in die europäische Musikgeschichte lässt die lange Tradition des eigenständigen Musizierens in vielfältigen Bläserbesetzungen im geistlichen und weltlichen Bereich erkennen: Von den Spielformen der Stadtpfeifer, der Rats und Hofmusiker spannt sich der Bogen über die klassische Harmoniemusik und die romantische Bläserserenade bis hin zum sinfonisch-orchestralen Tutti-Klang der Gegenwart.

Dirigent Thomas Clamor

Es sind unzählige Komponisten und Ensembles deren Name sich mit diesem Genre verbindet. An dieses reiche Erbe knüpft die Sächsische Bläserphilharmonie seit mittlerweile über einem halben Jahrhundert als einziger dafür speziell profilierter Klangkörper unter den deutschen Kulturorchestern an: 1950 als Rundfunk-Blasorchester Leipzig gegründet begeht das Orchester in diesem Jahr bereits sein 65-jähriges Gründungsjubiläum.

Die Sächsische Bläserphilharmonie präsentiert sich in unterschiedlichsten Besetzungsvarianten. Sie reichen von kleinen flexiblen Bläsergruppen über Serenaden Besetzungen bis hin zum großen Orchester. So können die künstlerischen Möglichkeiten der konzertanten Bläsermusik allumfassend aufgezeigt werden. Werkgetreue lebendige Interpretationen und instrumentale Perfektion garantieren große Publikumswirksamkeit und dokumentieren den selbstgestellten hohen künstlerischen Anspruch.

Die 1995 gegründete orchestereigene Akademie dokumentiert das pädagogische Ethos der Bläserphilharmonie und ihr Bekenntnis zu Nachhaltigkeit. Das Jahr 2011 brachte gleich dreifache Neuausrichtung des renommierten Klangkörpers mit sich: Am ersten Januar begann die offizielle Amtszeit des neuen Künstlerischen Leiters der Sächsischen Bläserphilharmonie, Thomas Clamor, langjähriges Mitglied der Berliner Philharmoniker. Darüber hinaus arbeitet die Akademie, die sich als bundesweites Netzwerk bläserspezifischer Fachverbände versteht, seit diesem Jahr unter dem neuen Namen »Deutsche Bläserakademie«. Und schließlich ist sie seit dem auch geographisch in Deutschland öffentlichkeitswirksam und mit hervorragender Ausstattung verortet: mit einem Festakt wurde die neue Heimstätte der Sächsischen Bläserphilharmonie und der Deutschen Bläserakademie in Bad Lausick eröffnet.

Mit Gastspielen im gesamten deutschsprachigen Raum sowie Konzertreisen u.a. nach China, Venezuela und erst unlängst nach Australien fungiert die Sächsische Bläserphilharmonie als anerkannter Kulturbotschafter der Bundesrepublik. Besonders die beim Leipziger Label Genuin erschienenen CD-Produktionen bezeugen die hohe künstlerische Varianz und Qualität sowie ein transparentes Klangbild das den unverwechselbaren Klang des Ensembles von seiner Gründung bis heute an kennzeichnet.

Notenschlüssel zur Integration

(Noten) Schlüssel zur Integration

Eine musikalische Projektidee der Sächsischen Bläserphilharmonie Gesamtleitung: Chefdirigent Prof. Thomas Clamor

„Die universelle Sprache der Musik wird auf der ganzen Welt verstanden. Sie baut Brücken, verbindet Menschen und hilft Integrationsprobleme abzubauen“.

AKTUELLE SITUATION Derzeit befinden sich weltweit knapp 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Dies ist die höchste Zahl, die jemals vom Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen verzeichnet wurde. Und sie wächst weiter. 2014 wurden 13,9 Millionen Menschen zur Flucht getrieben viermal so viele wie noch 2010. Jeden Tag machten sich durchschnittlich 42.500 Menschen auf den Weg auf der Suche nach Frieden, Sicherheit und einem neuen Leben. www.uno-fluechtlingshilfe.de

Die Sächsische Bläserphilharmonie hat sich zur Aufgabe gemacht, mit ihren zur Verfügung stehenden Mitteln, Willkommenskonzerte im Kulturraum Leipziger Raum, dem Freistaat Sachsen und möglicherweise auch darüber hinaus zu organisieren und durchzuführen und somit ein Zeichen ehrlicher Willkommenskultur zu setzen.

PROJEKTBESCHREIBUNG Unter der Überschrift (Notenschlüssel) zur Integration entstand eine musikalische Projektidee zwischen dem Landratsamt Nordsachsen und der Sächsischen Bläserphilharmonie inspiriert von den Ausführungen von Herrn Landrat Michael Czupalla im MDR zur Problematik der Integration von Asylbewerbern wuchs die Idee, ein Projekt mit Willkommenskonzerten und musikalisch-künstlerischen Integrationsmöglichkeiten für Asylbewerber zu organisieren, welche von Ihm spontan mit großem Enthusiasmus entgegen genommen wurde. Landrat Michael Czupalla gab Prof. Thomas Clamor die Gelegenheit die Projektidee erstmals im Januar dieses Jahres zum Neujahrsempfang des Landkreises Nordsachsen offiziell vorzustellen. Seit dem wurde von Seiten der Mitarbeiter des Landratsamtes, der Mitglieder der Sächsischen Bläserphilharmonie, des Posaunenwerkes der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands, der Kreismusikschule „Heinrich Schutz“ und externen Partnern gemeinsam an der Umsetzung gearbeitet.

Ziel ist es, fremden Menschen ein Willkommenszeichen zu senden und eine wahrhafte Willkommenskultur zu leben. Mit dem 1. Nordsächsischen Integrationstag und dem Startschuss des Konzertes am 10.05.2015 in Delitzsch sollte eine Art Modellprojekt für ganz Sachsen oder sogar darüber hinaus initiiert werden, um auch andere Institutionen und Menschen in unserem Land zu motivieren, ein solches Projekt umzusetzen.

Die Sächsische Bläserphilharmonie ist das einzige deutsche Kulturorchester in reiner Bläserbesetzung und ein Unikat in der nationalen Orchesterlandschaft. Neben den Schwerpunktaktivitäten im Kulturraum mit Konzerten, der pädagogischen Arbeit in der Deutschen Bläserakademie, Musikvermittlungs– und Education Projekten wie Schul– und Kindergartenkonzerten, hat sich das Orchester in seiner 65-jahrigen Geschichte, national und maßgeblich in den letzten Jahren auch international, als Kulturbotschafter des Freistaates Sachsen einen Namen gemacht.

Thomas Clamor-Chefdirigent der Sächsische Bäserphilharmonie

Das Orchester sieht neben den regionalen und überregionalen Tätigkeiten diese Form von Integrationsprojekten als aktuellen kulturpolitischen Auftrag und will sich dafür aktiv einsetzen. Gleichzeitig möchten die Kulturschaffenden Musikerinnen und Musiker zeigen, dass ein öffentlich gefordertes Orchester auch in diesen Bereichen wichtige gesellschäftliche Aufgaben wahrnimmt und einen Beitrag zum Thema „Musik zur Integration“ leisten kann.

Immer wieder machen wir die Erfahrung, wie die universelle Sprache der Musik, die auf der ganzen Welt verstanden wird, Menschenverbindet, soziale Kompetenzen vermittelt und Integrationsprobleme abbauen kann. Dies ist sogar auf einer nonverbalen Ebene möglich, da die Kraft der Musik genutzt wird, um mit Menschen anderer Länder zu kommunizieren. Prof. Thomas Clamor ist Chefdirigent und Ideengeber für dieses Projekt. „Musik baut Brücken und verbindet Menschen, wo kulturelle Unterschiede die Verständigung erschweren“.

Nordsächsischer Integrationstag Nordsächsischer Integrationstag

Mit der „Kraft der Musik“ wurden auch am 10. 05. 2015 Menschen zusammen gebracht. Neben den musikalischen Angeboten und dem Konzert um 17 Uhr wurde ein Projekttag mit einem Familien­ Rahmenprogramm für 450 Asylsuchende organisiert. Unter Anleitung der Mitglieder der Sächsischen Bläserphilharmonie hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, verschiedene Blasinstrumente in einem Instrumenten-Karussell auszuprobieren. Den Kleinkindern bis vier Jahre wurde musikalische Früherziehung angeboten. Außerdem gab es für Kinder und Erwachsene zwei Workshops für Schlaginstrumente. Gemeinsam wurde für das Konzert am Nachmittag probiert. Im abschließenden Konzert am frühen Abend wurde im zweiten Teil gemeinsam mit den Teilnehmern der Percussion– Workshops musiziert. Von Anfang an sollten die Fluchtlinge nicht auf die Rolle der passiven Zuhörer beschränkt werden. Integration kann nur gelingen, wenn wir etwas gemeinsam machen, erklärt Chefdirigent Clamor. Fast Hundert Menschen haben auf der Bühne gemeinsam musiziert. Nur ein Drittel davon waren Mitglieder der Sächsischen Bläserphilharmonie. Dieses Konzert war der Hohepunkt des erfolgreichen Projekttages.

Die initiativen wurden auch nach dem 10.05.2015 fortgeführt. Mit großem Engagement von Landesposaunenwart Frank Plewka und der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland wurde ein vierwöchiger Schnupperkurs für Kinder und Erwachsene im Landkreis Nordsachsen ermöglicht. Ein weiterer Workshop für Blechbläser (Trompete, Horn, Posaune und Tuba) fand am 23.05.15 am Vormittag in Torgau Start. Die Teilnehmer wurden am Nachmittag in das Konzert der Sächsischen Bläserphilharmonie in der Kirche St. Marien integriert und konnten die Resultate ihrer Proben dem Publikum präsentieren. Die Teilnehmer dieser Workshops werden nach den Sommerferien an den regelmäßigen Proben des Posaunenchors der Region teilnehmen. Die Sächsische Bläserphilharmonie wird sich in der Deutschen Bläserakademie in Bad Lau sick und in Verbindung mit externen Partnern, auch zukünftig weiter dieser wichtigen Aufgabe widmen und u.a. Kinder und Familienkonzerte organisieren.

Die Sächsische Bläserphilharmonie ist das bis heute einzige deutsche Kulturorchester in ausschließlicher Bläserbesetzung. 1950 wurde es unter dem Namen „Rundfunk Blasorchester Leipzig“ gegründet und war insgesamt 41Jahre für den Rundfunksender in Leipzig, dem heutigen MDR, tätig. 2015 wird bereits der 65. Geburtstag des Orchesters gefeiert. Unzählige Rundfunk- und Fernsehsendungen machten das Orchester mit dem unverwechselbaren Klang Ober die Landesgrenzen hinaus bekannt und beliebt. In all den Jahren hat die Philharmonie mit vielen namhaften nationalen und internationalen Instrumentalisten, Sängern sowie Dirigenten zusammengearbeitet.

Projekt „Integrationstag Grimma“

Die Sächsische Bläserphilharmonie zeichnet sich durch ein facettenreiches Klangspektrum aus, das durch die speziellen Arrangements für Bläserensemble ermöglicht wird. Dabei werden sowohl Zeit genüssliche Originalkompositionen als auch Transkriptionen von Meisterwerken der Musikgeschichte werkgerecht interpretiert. Sinfonische Kammermusiken können von der Sächsischen Bläserphilharmonie in verschiedenen Formationen vom Bläserquintett bis zur Serenade Besetzung ebenfalls konzertant umgesetzt werden. Hierdurch kann die Sächsische Bläserphilharmonie ihre künstlerischen Möglichkeiten im Bereich der sinfonischen Bläsermusik vollständig entfalten. Der hohe Anspruch des Klangkörpers und die künstlerische Qualität werden durch positive Resonanz des Publikums und der Fachpresse gewürdigt. Neben Konzertreihen in der Region um Leipzig ist die Sächsische Bläserphilharmonie sowohl in ganz Deutschland als auch im Ausland ein gefragtes Gastspielorchester.

Die Musiker der Sächsischen Bläserphilharmonie sind neben der Arbeit im Orchester auch in der musikpädagogischen Institution, der „Deutschen Bläserakademie“, als Dozenten tätig. Diese ist ein musikalisches Kompetenzzentrum, welches als modellhaft bezeichnet werden kann. Hier wird sowohl Laien als auch Berufsmusikern ein breites Angebot an professionellen Weiterbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten geboten. Für Dirigentenwerkstatten ist die Sächsische Bläserphilharmonie ein gern gewähltes Lehrgangsorchester, da praxisorientierte Inhalte zwischen Lehrenden und Ausführenden effektiv erarbeitet werden können.